#38 - SCHMIDT, SCHWAB, VARNER : Klänge einer Menschensammlung
 
Werner Schwab, Jung-Star des deutschsprachigen Theaters Anfang der 1990er Jahre; repertoirefähig geworden mit Stücken wie "Die Präsidentinnen" und " Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos" - verehrt und verachtet - dieser Schwab wurde wie kein anderer gemessen an seinem öffentlichen Auftreten. Betrunkener Literatur-Tarzan, blonder Hüne, Death-Metal-Poet. Geboren 1958 und gestorben 1994 in Graz.
 
Warum Schwab?!
Die Texte vieler Autoren hören sich an wie dekadente Spinnereien des heutigen Stadtmenschen, der in seiner Überkultivierung verkommt: - Fleisch essen - ja - aber auf keinen Fall wissen wollen, wie das Blut spritzt, Knochen knacken, Gelenke bersten. Gute Suppe wird aus Knochen gemacht, dabei ist Knochenmark das Entscheidende - wir bewegen uns aber häufig nur noch auf der Brühwürfelebene.
Deshalb Schwab - weil Werner Schwab bereits seit Mitte der 80er Jahre diese Entwicklung erkannte und mittels seiner Sprache sich mit deftiger Kunstsprache dieser Überkultivierung in Gesellschaft und Kunstbetrieb widersetzt hat. Die hörbar falsche Interpunktion - Zäsuren beenden unfertige Sätze, Punkte schlagen den Takt, das Zermalmen der Vokale zu Diphthongen, das Zusammenbringen von Subjekten, Verben und Adjektiven, die einander fremd sind und dadurch eine massive Sprachwucht entwickeln.
 



Klaudia Schmidt (Schauspielerin sowie Theatermacherin) und Christofer Varner (Musiker & Klanggestalter) haben bereits moderne Lyrik wie auch Fragmente aus Goethes Faust gemeinsam improvisatorisch interpretiert.
Improvisation hat in der Arbeit von Schmidt/Varner einen speziellen Schwerpunkt, sie ist integraler Bestandteil ihrer Produktionen. Inhaltlich beschäftigen sie sich nicht nur mit dem Sprach- und Sinngehalt sondern auch mit dem Klang- und Geräuschgehalt der Texte. Den Texten von Schwab fügen sie eigene Texte und Inhalte mittels Musik und Geräuschkulisse hinzu - in deren Folge die persönlichen Sichtweisen der Künstler besondere Berücksichtigung finden und sich mit dem Raum des KloHäuschens zu einer Gesamtinstallation verbinden.
 
 
 
  Maßnahmen zur Beseelung des Klohäuschens an der Großmarkthalle
Ein Projekt des realitaetsbüros, gefördert vom Kulturreferat der LH München.
 
 
   
 
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