>biern i fori – abort 2/8.6-I<
 
dreht, verschiebt und spiegelt vorhandene raumkonstanten und vorgaben. bodenfläche, fliesenspiegel und decke ziehen um, zum teil in den umraum und durchstreifen die geglaubten gegensatzpaare von innen und aussen, oben und unten, etc. und usw.
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
die arbeit von rasso rottenfusser nimmt bestehende flächen- und größenverhältnisse als grundlage zur reflexion über das anwesend abseitige und es ergibt sich eine skulpturelle sitaution, welche den passanten zur verfügung gestellt wird. boden ist decke, trennwand kann sitzbank, beckenhöhe gleich abstellbrett, blumen würden geistesnahrung
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
vormalige aufgaben des klohäuschens werden jetzt in der unmittelbaren nachbarschaft erledigt – drinn um die ecke – draußen des nächtens – vormals bedürfniss- und nützlichkeitsorientiert, jetzt transformiert zu werkstatt, vitrine oder einem kaum sichtbarem ab-ort, fern der gesellschaftlichen wahrnehmung, obgleich alle vorbeifahren, viele den ort ansehen, einige ihn praktikabel kannten und konnten.
 
die arbeit aus materialien heutiger wohnungsmöblage senkt die raumhöhe auf unbenutzbarkeit ab, räumt die bodenfläche ins aussen und verschenkt blumen, nebenbei kann mensch draussen auch darauf sitzen und stehen, biertrinken – wobei dies durchaus die nieren und hirntätigkeit anregen, aber auch die sichtweisen verdrehen, den standpunkt verwackeln könnte, wenn das gehwegraster an der decke auftaucht, die fliesenformate sich als kubische ablagen an wänden entlangziehen, spiegel in türrahmen einen anderen zugang suchen und obstholzlisenen ein kleines podest strukturieren; alles wieder gebunden an „zweck“ für wartende, schnittblumenabgabe, frühschoppen und interessierte. blumen, trinken, denken, wanken sind mit verschiedenen ortungen und perspektiven verbunden, die sich gegenseitig bedingen und überlagern, wie es auch im titel der arbeit aufscheint.
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Rasso Rottenfusser (*1966) lebt und arbeitet in München und bei Riva del Garda; seine Arbeiten behandeln die Themen Architektur und Möblierung, Öffentlich – Privat, Spiegelung und Transformation, Original und Abbild. Ausstellungen u.a. in München, Berlin, Dresden, Paris, Nizza, Bologna, Rom, Helsinki
 
 
Details zum Titel und zu dieser Arbeit
 
>biern i fori – abort 2/8.6-I<
 
kommt von bier und nieren, also eine verballhornung der beiden wörter, welche sich ja im körperlichen durchdringen – das eine das andere, im neuronalen abhängig sind, weil die steuerung der nieren- und blasenfunktion durch alkohol beeinflußt wird-> konfirmantenblase und der konfirmant wiederum kein ganzer ist, weil er so oft muß, der ganze aber im leichten suff wieder dieser ist, also erstmal offen für kommendes – es muß ja nicht die rituelle aufnahme in ein glaubenskonglomerat religiöser prägung sein. ausserdem erinnert das wort phonetisch an birnen – glüh- oder kopfbirne glüht und raucht, wird angestrengt, kann mensch sich aber auch zuhauen (mit bier), um einer inneren unzufriedenheit platz zu geben oder etwas anderem platz zu machen.
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
also dann i fori – die foren, auch die löcher (gebohrte/durchgebohrte), die fehlstellen – auch draussen (siamo fori)
 
als permutation von fiori, also blumen/blüten –
so ists gedacht, weils ja auch blumen gibt als gegensatz zu frutta e verdure, was sich ja erstig wieder auf das körperiche bezieht – blumen und blüten kann mensch zwar essen, aber dies machen nur hippies und >träumerle<; kein anerkanntes lebensmittel;
jedoch bei zahlreichen ritualen unentbehrlich und immer die hoffnung, das lebendige, das kommende etc. versinnbildlichend –
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
und kläglich dazu verurteilt zu verwelken, zu vergehen, abzutreten -> besonders schnittblumnen
 
abort als kuriosum der wortbildung, wie unkraut – als unort – und wer sucht nicht täglich diese aborte auf – sagen wir täglich bei 5 minuten, sind es über 3 monate unseres lebens, welche wir ununterbrochen auf dem sog. abort verbringen – gans zu schweigen von den menschen, welche sich dorthin zurückziehen – sich verkriechen, um ruhe zu haben, kurz mal abtreten – ungestört sein wollen, nicht nur der scham wegen oder weil sie an paruresis leiden
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
aborte sind sowieso meine lieblingsräume – andere sagen auch heterotopien dazu, wobei es nicht gans das gleiche ist
 
das geschriebene wort >abort< ist selten, ein rares stück und nicht international, obgleich doch täglich von nöten-> notdurft -> wo darf ich das
 
2/8.6-I ist eine ordnungsliebende bezeichnung, welche auf unsere menschliche katagorisierungswut anspielt und diese auch als datum beinhaltet – meist das entstehungsdatum der arbeit / nicht im kopf, sondern auf papier fixiert und halbwegs ausgegoren-> bier;
 
die römisch ziffer I verbindet sich hier mit den arabischen zahlen;
 
es ist die erste konkrete arbeit zu aborten – andere arbeitszyklen und -serien werden mit konstrukt oder aggregat bezeichnet
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
Das KloHäuschen Rasso Rottenfusser
 
 
 
 
  Maßnahmen zur Beseelung des Klohäuschens an der Großmarkthalle
Ein Projekt des realitaetsbüros, gefördert vom Kulturreferat der LH München.
 
 
   
 
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