Spanisch unten Der Loingprès Rosenkranz. Loingprès ist ein Begriff, der im Mittelalter (12.-13. Jh.) von Gelehrten und Beginen wie Marguerite Porete, Hadewijch von Antwerpen und Hildegard von Bingen u.a. verwendet wurde, um das Spiel zwischen Nähe und Distanz als Knotenpunkt der Liebesbeziehung zu benennen, damals übersetzt als "mystische Liebe". (Loing = Distanz + près = Nähe) Ich interessiere mich für die Art und Weise, wie Frauen die Welt wahrnehmen, ihr begegnen und in ihr handeln. Vor allem dann, wenn Frauen auf liebevolle Weise (auch sexuell) miteinander in Beziehung treten - das ist für mich ein politischer Akt (siehe auch "La politica del Desiderio" Lia Cigarini). Meist entsteht durch eine wechselseitige Beziehung zwischen Frauen ein tieferes Empfinden für sich selbst. Indem ich der anderen zuhöre, formuliere ich mich selbst. Die andere Frau wird zum Spiegel, zum "Io dico io" ("Ich sage Ich") von Carla Lonzi. (Zweites Manifest der Rivolta Femminile. Rom, März 1977). Aus der Distanz (Loing), die gerade jetzt durch die soziale Isolation während der Pandemie verschärft wird, gehe ich in Beziehung zu einer Welt, die das "Nichts" bewohnt - und vielleicht ist gerade das eine Möglichkeit, sich selbst neu zu er-finden? Wie Wanda Tommasi in "Desert Writing" sagt: "...dort, wo sich der hintergründigste Teil von einem selbst öffnet, um dem Unbekannten zu lauschen." In der Wüste auf die eigene Stimme hören, mich im Raum bewegen, mir ein neues Maß nach außen, nach innen, in die Weite und in die Tiefe anbieten - das ist der Raum, den das KloHäuschen für mich in meiner Arbeit ist. Ein Raum der Schwelle, mit männlichen Echos der Vergangenheit, das alte Pissoir, in einer gemeinsam bewohnten Welt. Und trotzdem ein Raum, in dem ich die Aufmerksamkeit auf meine eigene Stimme richte. Eine Einladung, mein persönliches Universum zu betreten, zwischen dem Rituellen und dem Biographischen. In der mittelalterlichen Ikonographie stehen Rosen und die Wunden Christi, unter anderem, für die Vulva, für die Quelle der Schöpfung. Und das Spiel mit dem Rosenkranz kann ein Transportmittel sein, um die Schwelle zu überschreiten, sich dem Unbekannten zu öffnen. Raquel Ro, 2021. Raquel Ro ist Mutter und Künstlerin. Ihre künstlerische Arbeit umfaßt Installation, Performance und die Herstellung von Objekten und Künstlerbüchern. Insbesondere arbeitet Raquel mit Texten und schriftlichen Äußerungen von Frauen der Gegenwart (wie María Milagros Rivera Garretas und Diana Sartori) und der Vergangenheit (z. B. Maria Zambrano, Marguerite Porete). Raquel wurde in Mexiko empfangen, kam in Barcelona auf die Welt und lebt derzeit in München. Hier leitet sie die von ihr gegründete Druckwerkstatt "dreiUNdreizig". Seit 2015 engagiert sie sich als Organisatorin für das Performerinnen-Netzwerk Magdalena München und Magdalena Tarahumara.
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Maßnahmen zur Beseelung des Klohäuschens an der Großmarkthalle Ein Projekt des realitaetsbüros, gefördert vom Kulturreferat der LH München. |
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